Frauen in der Geschichte des Rechts

<strong>Von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart</strong><br> Herausgegeben von Ute Gerhard Verlag C.H. Beck, München 1997<br><br>Dieses Buch dokumentiert erstmals unseren Stand des Wissens über die Rechtsstellung von Frauen im deutschsprachigen Raum seit der Frühen Neuzeit. Es stellt die Frage, ob und inwieweit rechtliche Normen für Männer und Frauen unterschiedliche Geltung beanspruchten, ob und wie diese Differenzen begründet wurden und in welcher Weise sich die Begründungen wie auch das positive Recht selbst im Lauf der Zeit verändert haben. Untersucht werden aber nicht nur die Rechtsnormen

Von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart

Herausgegeben von Ute Gerhard
Verlag C.H. Beck, München 1997
ISBN 3 406 42866 5


Aus dem Geleitwort von Jutta Limbach

«Eine historische Rückschau dient nicht allein dem Zweck, unser Wissen über die soziale Lage und Rechte früherer Frauengenerationen zu vervollständigen. Vielmehr gilt es zu bedenken, dass historisch fundiertes Denken und Entscheiden dem kurzatmigen Reagieren auf die Herausforderungen der Gegenwart allemal überlegen ist.»

Das Buch dokumentiert erstmals unseren Stand des Wissens über die Rechtsstellung von Frauen im deutschsprachigen Raum seit der Frühen Neuzeit. Es stellt die Frage, ob und inwieweit rechtliche Normen für Männer und Frauen unterschiedliche Geltung beanspruchten, ob und wie diese Differenzen begründet wurden und in welcher Weise sich die Begründungen wie auch das positive Recht selbst im Lauf der Zeit verändert haben. Untersucht werden aber nicht nur die Rechtsnormen in den Bereichen des öffentlichen Rechts, des Zivilrechts und des Strafrechts, sondern es werden ebenso die – oft abweichende – Rechtswirklichkeit, die Alltagspraxis, die Rechtsprechung sowie die Diskurse über Recht und Unrecht beleuchtet. Um der interdisziplinären Aufgabenstellung gerecht zu werden und um möglichst alle Themenbereiche berücksichtigen zu können, sind in diesem Band 44 Beiträge von juristischen, sozialwissenschaftlichen und historischen Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen versammelt. Das Handbuch trägt damit bereits bekanntes Wissen zusammen und bietet zugleich die Ergebnisse neuester Forschungsarbeiten an. Es schließt gravierende Lücken auf dem Gebiet der Frauenrechtsgeschichte, zeigt aber auch die noch bestehenden Forschungsdefizite einer Rechtsgeschichte auf, die lange die Tatsache der Geschlechterdifferenz ignorierte. Ein Grundlagenwerk, das sich an Studierende und Lehrende aus den Bereichen Jura, Politikwissenschaften, Soziologie und Geschichte wendet; ein Grundlagenwerk auch insofern, als es gelingt, einen wichtigen Teil unseres heutigen Rechtslebens in seiner historischen Dimension zu erschließen.


Rezensionen:

Susanne Baer, in: Zeitschrift für Germanistik  9/1999, 1

Christa Mahrad, Feministische Studien 16. Jg/1998 Nr. 2, S. 160-166


Inhalt

Jutta Limbach: GELEITWORT

Ute Gerhard EINLEITUNG

DANKSAGUNG


ERSTER TEIL

Die Ordnung der Geschlechter in der Ständegesellschaft der Frühen Neuzeit


Stand und Geschlecht

Heide Wunder: Herrschaft und öffentliches Handeln von Frauen in der Gesellschaft der Frühen Neuzeit

Gerhard Dilcher:  Die Ordnung der Ungleichheit. Haus, Stand und Geschlecht

Kirchliches und ziviles Recht

Elisabeth Koch:  Die Frau im Recht der Frühen Neuzeit. Juristische Lehren und Begründungen

Luise Schorn-Schütte: Wirkungen der Reformation auf die Rechtsstellung der Frau im Protestantismus

Stephan Buchholz:  Ehescheidungsrecht im späten 17. Jahrhundert:
Marie Elisabeth Stoffelin und der Husar

Frauenerwerb: Beispiele rechtlicher Regelungen

Renate Dürr:  «Der Dienstbothe ist kein Tagelöhner . . .» Zum Gesinderecht (16. bis 29. Jahrhundert)

Sibylla Flügge:  Die gute Ordnung der Geburtshilfe. Recht und Realität am Beispiel des Hebammenrechts der Frühneuzeit

Susanne Schötz:  Handelsfrauen im neuzeitlichen Leipzig: Gewerberecht und Lebenssituationen (16. bis 19. Jahrhundert)

Helfried ValentinitschBettlerinnen in Österreich (16. bis 18. Jahrhundert)

Frauen im Strafrecht und Strafprozeß

Helga Schnabel-Schüle:  Frauen im Strafrecht vom 16. bis zum 18. Jahrhundert

Ingrid Ahrendt-Schulte:  Hexenprozesse

Isabel V. Hull:  Sexualstrafrecht und geschlechtsspezifische Normen in den deutschen Staaten des 17. und 18. Jahrhunderts

Otto Ulbricht:  Kindsmord in der Frühen Neuzeit
 
Günter Jerouschek:  Die juristische Konstruktion des Abtreibungsverbots

ZWEITER TEIL

Gleichheitspotentiale der Aufklärung und die Befestigung hierarchischer Geschlechterverhältnisse: 1780 bis 1850


Gleichheit und Ungleichbehandlung in den naturrechtlichen Privatrechtskodifikationen

Ursula Vogel:  Gleichheit und Herrschaft in der ehelichen Vertragsgesellschaft —Widersprüche der Aufklärung
 
Ursula Floßmann:  Die beschränkte Grundrechtssubjektivität der Frau. Ein Beitrag zum österreichischen Gleichheitsdiskurs

Eherecht und außereheliche Mutterschaft

Beate Harms-Ziegler:  Außereheliche Mutterschaft in Preußen im 18. und 19. Jahrhundert

Edith Saurer:  Stiefmütter und Stiefsöhne. Endogamieverbote zwischen kanonischem und zivilem Recht am Beispiel Österreichs (1790-1850)
 
Verena Pawlowsky:  Die Mütter der Wiener Findelkinder. Zur rechtlichen Situation ledig gebärender Frauen im 18. und 19. Jahrhundert

Frauen im Strafrecht

Regina Schulte:  Strafrechtlicher Entwurf und Lebenswirklichkeiten von Kindsmörderinnen im 19. Jahrhundert

Die Geschlechtsvormundschaft

Ernst Holthöfer:  Die Geschlechtsvormundschaft. Ein Überblick von der Antike bis ins 19. Jahrhundert

Susanne Weber-Will:  Geschlechtsvormundschaft und weibliche Rechtswohltaten im Privatrecht des preußischen Allgemeinen Landrechts von 1794

David Warren Sabean:  Allianzen und Listen: Die Geschlechtsvormundschaft im 18. und 19. Jahrhundert

Regula Gerber Jenni:  Rechtshistorische Aspekte des bernischen Emanzipationsgesetzes von 1847

Annamarie Ryter:  Die Geschlechtsvormundschaft in der Schweiz: Das Beispiel der Kantone Basel-Landschaft und Basel-Stadt


DRITTER TEIL

Die Kämpfe um Gleichberechtigung und die Gestaltung neuer Rechtswirklichkeiten im 19. und 20. Jahrhundert


Teilhabe an bürgerlicher Öffentlichkeit

Ute Gerhard:  Grenzziehungen und Überschreitungen. Die Rechte der Frauen auf dem Weg in die politische Öffentlichkeit

Birgitta Bader-Zaar: Bürgerrechte und Geschlecht. Zur Frage der politischen Gleichberechtigung von Frauen in Österreich, 1848-1918

Romina Schmitter:  «Geehrte Männer [. . .] sagt — wie konntet ihr uns vergessen?» Bürgerinnenrechte im 19. und 20. Jahrhundert am Beispiel der Freien Hansestadt Bremen

Ernst Holthöfer:  Die Rechtsstellung der Frau im Zivilprozeß

Gudrun Kling:  Die rechtliche Konstruktion des «weiblichen Beamten». Frauen im öffentlichen Dienst des Großherzogtums Baden im 19. und frühen 20. Jahrhundert

Kristine von Soden:  Auf dem Weg in die Tempel der Wissenschaft. Zur Durchsetzung des Frauenstudiums im Wilhelminischen Deutschland


Die Privatrechtsentwicklung im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert und die Forderungen der Frauenbewegung

Barbara Dölemeyer:  Frau und Familie im Privatrecht des 19. Jahrhunderts

Dirk Blasius:  Reform gegen die Frau: Das preußische Scheidungsrecht im frühen 19. Jahrhundert

Stephan Buchholz:  Das Bürgerliche Gesetzbuch und die Frauen: zur Kritik des Ehegüterrechts

Beatrix Geisel:  Patriarchale Rechtsnormen «unterlaufen». Die Rechtsschutzvereine der ersten deutschen Frauenbewegung

Ida Raming:  Stellung und Wertung der Frau im kanonischen Recht

Soziale Rechte und Fragen der «Sittlichkeit»

Karin Hausen:  Arbeiterinnenschutz, Mutterschutz und gesetzliche Krankenversicherung im Deutschen Kaiserreich und in der Weimarer Republik. Zur Funktion von Arbeits- und Sozialrecht für die Normierung und Stabilisierung der Geschlechterverhältnisse

Gerda Neyer:  Die Entwicklung des Mutterschutzes in Deutschland, Österreich und der Schweiz von 1877 bis 1945

Kerstin Kohtz:  Die Jugendwohlfahrtsgesetzgebung von 1922 und die Behandlung von Mädchen im Fürsorgeerziehungsverfahren in der Weimarer Republik

Elisabeth Meyer-Renschhausen:  Zur Rechtsgeschichte der Prostitution. Die gesellschaftliche «Doppelmoral» vor Gericht

Gleichberechtigung und Familienrecht im 20. Jahrhundert

Dieter Schwab:  Gleichberechtigung und Familienrecht im 20. Jahrhundert

Werner Schubert:  Die Stellung der Frau im Familienrecht und in den familienrechtlichen Reformprojekten der NS-Zeit

Merith Niehuss:  Eheschließung im Nationalsozialismus

Theresia Degener:  Der Streit um Gleichheit und Differenz in der Bundesrepublik Deutschland seit 1945


ANHANG
Abkürzungsverzeichnis
Auswahlbibliographie,
Die Autorinnen und Autoren
Sachregister